“In meiner Arbeit“, sagt die bildende Künstlerin Diane Scherer, “untersuche ich die Beziehung zwischen dem Menschen, seiner natürlichen Umgebung und seinem Wunsch, die Natur zu kontrollieren. Mein Interesse gilt botanischem Material. Das lebende Material bildet die Grundlage meiner Forschung.“
Interwoven ist Ausdruck von Scherers Faszination für die Dynamik der unterirdischen botanischen Bestandteile. Für das Wurzelsystem, das verborgene, unterirdische Leben von Pflanzen, das nicht nur von Charles Darwin, sondern auch von botanischen Neurobiologen als das Gehirn der Pflanze betrachtet wird. Für sie navigiert eine Wurzel, weiß, was oben und unten ist, berücksichtigt Phänomene wie Schwerkraft und kann Feuchtigkeit und Chemikalien lokalisieren. Und sie entdeckten, dass Pflanzen viel intelligenter sind als gedacht.
Seit 2015 benutzt Scherer diese Intelligenz in ihrer Arbeit. Sie macht das verborgene Wachstum sichtbar und lenkt die Dynamik der Wurzel in gestalterische Prozesse. In Zusammenarbeit mit Biologen der Radboud University Nijmegen hat sie eine Technik entwickelt, um das Wachstum des Wurzelsystems zu steuern. Mit Hilfe von eigens konzipierten Patterns wird das Wurzelsystem zu einem textilartigen Material geformt. Während des Kultivierungsprozesses verbinden sich die Wurzeln in unterirdischen Schablonen und weben das Material wachsend selbst.
“Ich betrachte das Wurzelsystem“, so Scherer, “als wäre es aus Garn. Interwoven entstand als Kunstprojekt mit einem intuitiven Ansatz. Es hat sich inzwischen zu einer multidisziplinären Materialforschung ausgeweitet und verfolgt den Fortschrittsprozess einer innovativen, nachhaltigen Textilressource. Bei der Entwicklung der Technik und des Designs arbeite ich mit Biologen, Ingenieuren und Designern zusammen.“
Der konzeptionelle Ansatz von Interwoven – die Arbeit an einer Idee, die noch vervollständigt werden muss, in die Öffentlichkeit zu tragen – stößt dabei auf breites Interesse: Scherers Wurzelfabrics waren Teil der Ausstellung “Fashioned from Nature” im Londoner Victoria & Albert Museum und wurden auf der Dutch Design Week mit dem New Material Award Fellow 2016 ausgezeichnet.