Es begann mit “Sea Me“ – einem Teppich. Einem wunderschönen Teppich. Der jedoch mehr ist als das: Sea Me ist Poesie, ist eine Parabel. Sea Me ist ein Flor aus Meeresalgengarn; ein Algenflor, der in einem alten Fischernetz von Hand geknüpft und erst durch diese Symbiose zu einem Teppich wird. Mit diesem Brückenschlag illustriert Nienke Hoogvliets Projekt den Kontrast zwischen Müllteppichen und den unglaublich schönen Dingen, die das Meer zu bieten hat.

Und dazu gehören – folgt man Hoogvliet – unzweifelhaft Algen: Unterstützt vom niederländischen Stimuleringsfonds Creatieve Industrie setzte die Designerin in den vergangenen Jahren fort, was sie mit Sea Me begann – erforschen, wie man Algen als nachhaltige Textilfarbe verwenden und ein nachhaltiges Algengarn herstellen kann. In Zusammenarbeit mit Xandra van der Eijk entstand so “Colors of the Oosterschelde“. Die beiden Researcherinnen sammelten über 20 verschiedenen Algenarten, um ihre Textilexperimente und deren potenzielle Skalierbarkeit zu validieren. Das geradezu zum weiterforschen auffordernde Ergebnis ihrer Untersuchungen:

Jede Algenart hat eine andere Farbe und zeigt eine eigene Farbpalette. Um zu zeigen, dass ihre Ideen praktischen Nutzen auch in einem größeren Maßstab haben, reisten Hoogvliet und van der Eijk nach Irland, wo jährlich 100.000 kg Algen an Land geschwemmt und größtenteils als Müll behandelt werden.

Es ist just dieser Dualismus, den Nienke Hoogvliets bereits einfing, als sie ein altes Fischernetz als Basis für ihren elysischen Teppich verwendet – die Abfälle können wiederverwendet werden und erhalten so ästhetisch wie praktisch ein neues Leben. Hoogvliets Ziel ist es, auf ein innovatives Material aufmerksam zu machen und andere Textildesigner und Produktmanager zu inspirieren. Denn Garne aus Meeresalgen könnten vielleicht Teil der Lösung für die Nachhaltigkeitsprobleme in der Textilindustrie darstellen: Meeresalgen sind nicht nur häufig Abfall, sie wachsen viel schneller und benötigen weniger Nährstoffe als beispielsweise Baumwolle.